Bürger:innenrat für Ernährungspolitik
Mit dem Bürger:innenrat wurde ein Dialoginstrument geschaffen, das Stadt und Land an einen Tisch brachte. Zusammen wurden alte Gräben geschlossen und gemeinsame Lösungen für nachhaltige Ernährungssysteme aufgezeigt. Beim Bürger:innenrat kamen 80 zufällig ausgeloste, in der Schweiz wohnhafte Menschen zusammen, um gemeinsame Massnahmeempfehlungen für eine nachhaltige Ernährungspolitik der Schweiz zu erarbeiten.
Das Vorgehen basierte auf Empfehlungen der OECD: Bürger:innenräte tragen dazu bei, die Bevölkerung in den Dialog einzubinden und gesellschaftlich abgestützte Lösungen für komplexe Probleme zu finden.
Der Bürger:innenrat orientierte sich an der Leitfrage: Wie soll eine umfassende Ernährungspolitik für die Schweiz aussehen, die bis 2030 allen Menschen nachhaltige, gesunde und tierfreundliche Lebensmittel zur Verfügung stellt, die unter fairen Bedingungen für alle Beteiligten im Ernährungssystem produziert wurden?
Die Mitglieder des Bürger:innenrats nahmen zwischen Juni und November an 11 Veranstaltungen teil und wurden dabei von einem wissenschaftlichen Kuratorium begleitet. Dieses stellte sicher, dass die unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen im Ernährungssystems in den Prozess der Meinungsbildung einflossen.
Die Arbeit des Bürger:innenrats ist öffentlich und kann online eingesehen werden. Zum Abschluss der Entscheidungsfindung wurden Lösungsvorschläge verabschiedet und an die Politik Verwaltung, die breite Öffentlichkeit und weitere Stakeholder übergeben.
Wieso ein Bürger:innenrat in der Schweiz?
Der Aktionsplan 2021-2023 der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 des Bundesrates sieht Dialoge vor, welche die Schweiz auf dem Weg hin zu nachhaltigen Ernährungssystems begleiten. Betroffene Kreise sollen dabei auf repräsentative Weise einbezogen werden. Dabei sollen vorangehende Bestrebungen wie jene im Vorfeld des Ernährungssystemgipfels der Vereinten Nationen weitergetragen werden.
Bürger:innenräte sind ein innovatives Instrument für den Einbezug und die Mitwirkung der Bevölkerung bei der Erarbeitung von Lösungen für grosse gesellschaftliche Fragen. Solche Prozesse können auch in etablierten Demokratien wie der Schweiz eine Bereicherung für die üblichen politischen Abläufe sein. Das wird auch von der OECD anerkannt.
Eine für die Bevölkerung repräsentative Gruppe von ganz unterschiedlichen Menschen kommt zu breiter akzeptierten Lösungen, als eine Gruppe von ähnlichen Menschen. Die von einem Bürger:innenrat erarbeiteten Empfehlungen können unterstützend sein für politische Entscheidungstragende. Der Prozess stärkt ausserdem das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik und kann dazu beitragen, Spaltungen zu überwinden.
Wissenschaftliches Kuratorium
Der Bürger:innenrat für Ernährungspolitik wurde seit Beginn von einem wissenschaftlichen Kuratorium begleitet, das sich mit Deliberationsforschung beschäftigt.
Das wissenschaftliche Kuratorium begleitete das Prozessdesign und gab Rückmeldungen zu aufkommenden Fragen, beobachtete die Auswahl der Expert:inneninputs, und führte eine Begleitforschung zu den Prozessen, Inhalten und Ergebnissen des Bürger:innenrat für Ernährungspolitik durch.
Es besteht aus Prof. Dr. Johanna Jacobi (ETH Zürich), Prof. Dr. André Bächtiger (Universität Stuttgart), Prof. Dr. Nenad Stojanović (Universität Genf) und Dr. Francesco Veri (Universität Zürich).
Vorgehen Bürger:innenrat
Der Bürger:innenratsprozess umfasste drei Phasen:
- Auslosung der Teilnehmenden: 85 Teilnehmende wurden mittels eines Losverfahrens durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut zufällig ausgewählt
- Orientierung und Lernen: Teilnehmende erhielten fundierte Informationen eines wissenschaftlichen Expert Panels und Inputs von Stakeholdergruppen unter Einbezug der Wertschöpfungskette
- Deliberation: die Teilnehmenden erarbeiteten Massnahmen zur Beantwortung der Leitfrage
Kommunikative Massnahmen ermöglichen die nötige Einbindung und Sensibilisierung der Bevölkerung für die Transformation hin zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem. Als Resultat liegen politischen Entscheidungstragenden Einsichten in die informierte Meinung der Bevölkerung vor.